Patienten-Info / Hormone

Hormone sind Botenstoffe, die in verschiedenen Drüsen und Geweben gebildet werden
und beim Zusammenspiel unserer Körperfunktionen Regie führen.
Einige dieser Hormone spielen eine wichtige Rolle im Alterungsprozess.
In jungen Jahren läuft die innere Hormonfabrik auf Hochtouren, wir fühlen uns wohl,
sind leistungsfähig und stecken auch ein paar durchgemachte Nächte, zu viel gutes Essen
und zu wenig Bewegung locker weg.
Das ändert sich mit den Jahren, denn mit fortschreitendem Lebensalter lässt die Produktion
vieler wichtiger Hormone nach.
Frauen bemerken meist um 50 Jahre herum erste Symptome.
Aber auch Männer kommen in die Wechseljahre - schleichender, aber nicht weniger
unangenehm sind die Begleiterscheinungen, die bei beiden Geschlechtern ähnlich sein
können.

Frauen sprechen darüber - Männer nicht!
Deshalb sind Männer im sogenannten "besten Alter" auch das vernachlässigte Geschlecht.
Es gibt hier viel nachzuholen.
Die Wissenschaft steht beim männlichen Klimakterium da, wo wir bei der Frau vor 10 Jahren
standen.

Was liegt näher, als die Beschwerden, die durch Hormonmangel entstanden sind,
mit gezielten Gaben der fehlenden Hormone zu behandeln?
Diese logische Konsequenz muss kritisch betrachtet werden.
Bei der Zuckerkrankheit und der Schilddrüsenfunktionsstörung ist dies längst tägliche
Praxis. Die Angst vor Nebenwirkungen, insbesondere vor Krebsauslösung wird dennoch
immer wieder angesprochen und muss ernst genommen werden.

In einem ärztlichen Beratungsgespräch sollten die Möglichkeiten und Vorteile
einer Hormonbehandlung den möglichen Risiken für den jeweiligen Patienten gegenübergestellt
werden.
Nur so ist eine individuelle Behandlung zum Wohle der Patienten möglich.
Meist überwiegen die positiven Einflüsse auf das Befinden und die Gesundheit die potenziellen
Risiken bei weitem.
Fachliche Kompetenz des behandelnden Arztes und regelmäßige Kontrollen sind allerdings
unverzichtbare Vorraussetzungen bei der Hormonersatztherapie.
Um welche Hormone geht es nun insbesondere:

     Wechseljahrhormone
     - Östrogen
     - Progesteron
     - Testosteron

     Wohlfühlhormone
     - DHEA
     - Melatonin
     - Wachstumshormon

Die Östrogentherapie in den Wechseljahren der Frau ist eine etablierte, wenn auch immer
wieder kontrovers diskutierte Behandlung.
Aufgrund der Ergebnisse mehrerer internationaler Studien (HERS / USA 1998; WHI / USA 2002;
MWS / GB 2003) zeichnet sich allerdings seit einigen Jahren ein Paradigmenwechsel ab.
Während noch bis vor kurzem eine lebenslange Östrogen-Ersatztherapie als
optimale Behandlung der Frau in und nach den Wechseljahren galt, ist man heute vorsichtiger.
Es hat sich gezeigt, dass unter der Behandlung einerseits vermehrt Brustkrebs
und Thrombosen auftreten können, andererseits der Benefit überschätzt wurde, insbesondere
für die Prophylaxe von Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Für die Frau im Klimakterium stellt sich deshalb die Frage:
"Wie soll ich mich verhalten?"
Dieses Thema wird derzeit nicht nur unter den betroffenen Frauen,
sondern auch unter den Experten heftig diskutiert.
Es zeichnet sich eine Renaissance der Hormonersatztherapie ab !

Um aber nicht, wie so oft, das "Kind mit dem Bade auszuschütten",
ist es heute ganz besonders wichtig, das Für und Wider einer Hormonersatztherapie
mit der Patientin individuell zu erörtern.
Bei starken klimakterischen Beschwerden wie Hitzewallungen, Schweißausbrüchen
und Schlafstörungen, die immerhin mehr als 60% der Frauen quälen,
gibt es häufig keine echte Alternative zur Östrogenbehandlung.
Verantwortungsvoll eingesetzt, kann sie viele unangenehme Begleiterscheinungen
des Klimakteriums beheben und damit die Lebensqualität erheblich steigern.
Außerdem hilft sie, mögliche Spätfolgen des Östrogenmangels zu verhindern.

Beachten müssen wir, dass es auch Lifestylefaktoren gibt, die das Auftreten von Brustkrebs
beeinflussen und mitunter ein höheres Risiko darstellen, als die Östrogengabe!
Wir haben großen Einfluss auf unser persönliches Risiko!

Auch beim Mann kann es zwischen 45 und 60 zu Beschwerden kommen,
die den Symptomen der Wechseljahre bei der Frau ähnlich sind.
Allerdings treten diese nicht schlagartig, sondern eher schleichend über einen Zeitraum
von Monaten bis Jahren in Erscheinung.
Dadurch wird deren Erkennung erschwert.
Die Ursachen dieser Probleme können vielfältig sein, doch häufig handelt es sich dabei
um Zeichen einer nachlassenden Produktion von männlichen Hormonen - den Androgenen,
insbesondere von Testosteron.
Unter einer Behandlung mit Testosteron können diese hormonellen Ausfallserscheinungen
und deren Folgen für den gesamten Organismus erfolgreich behandelt werden,
wobei o. g. Vorsichtsmaßnahmen auch beim Mann Vorraussetzung sind.

Zusätzlich zu diesen bekannten Wirkstoffen gibt es Hormone, durch deren Gabe beim
nachgewiesenen Mangel eine Verbesserung der Lebensqualität und möglicherweise eine
Verlangsamung von Alterungsprozessen erreicht werden kann.
Drei der bedeutsamsten möchte ich Ihnen jetzt vorstellen:

     - DHEA, das sog. "Jungbrunnenhormon",
stärkt das Immunsystem und kann die geistige Leistungsfähigkeit steigern.
Als Gegenspieler des Stresshormons Cortisol schützt es vor den
Folgen übermäßiger Stressbelastung, welche uns schneller altern lässt.
Die Produktion von DHEA lässt etwa ab dem 30. Lebensjahr nach und kann zu einer
Beeinträchtigung des allgemeinen Wohlbefindens führen.
Dies kann sich z.B. in gehäuften depressiven Verstimmungen, abnehmender Vitalität
und erhöhter Stressanfälligkeit zeigen.
    
     - Melatonin wird bei Dunkelheit ausgeschüttet und hat eine bremsende Wirkung auf viele
Stoffwechselvorgänge, spart so Energie ein und schützt den Körper vor unnötigem Verschleiß.
Mit zunehmendem Alter wird Melatonin vermindert freigesetzt.
Der antioxidative Effekt als Radikalfänger und der positive Einfluss auf echte Schlafstörungen
und den Jet-Lag sind heute gesicherte Erkenntnisse.
Weder beim Melatonin, noch beim DHEA fanden sich unter normalen therapeutischen
Blutspiegeln wesentliche Nebenwirkungen oder eine vermehrte Tumorbildung.
     
     - Wachstumshormon oder auch HGH
(Human Growth Hormone) fördert beim Erwachsenen den Aufbau von Muskeln, Knorpel
und Knochen, baut Fett ab und ist an der Immunabwehr beteiligt.
Im Kindesalter steuert dieses Hormon das Längenwachstum des Körpers.
Erstaunliche Erfolge können bei Menschen mit altersbedingtem Leistungsabfall, schwacher
Muskulatur, Osteoporose und vermehrtem Bauchfett erzielt werden.

In den USA hat seit einigen Jahren ein regelrechter Run auf diese Behandlung eingesetzt.
Da wir in Europa grundsätzlich etwas zurückhaltender auf neue Behandlungen reagieren
und dosisabhängige Nebenwirkungen nicht ganz ausgeschlossen werden können,
setzt sich hier zu Lande diese Therapie erst langsam und nur auf der Basis wissenschaftlich
gesicherter Erkenntnisse durch.
Generell sollte die Einnahme von Hormonen nur nach sorgfältiger Beratung unter kompetenter
ärztlicher Aufsicht und regelmäßiger Kontrolle erfolgen.
Dabei ist es wichtig, mit den Hormonen immer im physiologischen Bereich zu bleiben.
So ist eine risikoarme und erfolgreiche Behandlung zum Wohl der Patienten gewährleistet.